Immer mehr Unternehmen legen sich durch modernen Ablasshandel, eigens kreierte Siegel und eingängige Werbe-Slogans selbst ein umweltfreundliches und nachhaltiges Image zu, ohne dass es dafür eine reale Grundlage gibt. Doch ist Greenwashing nicht immer klar von nachhaltigen Projekten zu unterscheiden, wie beispielsweise der Fall Rewe zeigt. Hier wurde Hähnchenfleisch einem Aufforstungsprojekt im Peruanischen Regenwald Klimaneutral gerechnet. Eigentlich eine gut klingende Sache, hätte es das Regenwaldprojekt tatsächlich so gegeben. Dem war aber nicht so, da dieses Projekt nicht die grundlegenden Anforderungen an Kompensationsprojekte erfüllte. Der Fall landete vor Gericht, der Konzern darf nicht mehr mit der Klimaneutralität werben und wurde zu guter letzt mit einem “Goldenen Windbeutel” ausgezeichnet.
Daher wollen uns heute dem Thema Greenwashing erkennen und vermeiden widmen.
Was ist Greenwashing – wo wird Greenwashing betrieben?
Ein klimafreundliches, nachhaltiges, ökologisches Image wird für viele Firmen immer wichtiger. Verbraucher werden sich der Schädlichkeit mancher Produkte und Ihres eigenen Verhaltens immer bewusster. Besonders klimaschädliche und umweltbelastende Produkte werden daher in Frage gestellt. Die Betroffenen Unternehmen müssen reagieren – nur geschieht dies nicht immer auf eine wünschenswerte Weise. Es gibt viele Methoden des Greenwashings von denen wir hier nur einige nennen möchten. Beispielsweise kennt jeder Werbung mit selbst ausgedachten Zertifikaten, die ein Biosiegel vortäuschen und besondere Umweltverträglichkeit suggerieren. Auch beliebt sind Werbeaufdrucke, die zum Beispiel ein glutenfreies Produkt anpreisen – außer acht lassend, dass die Ware per se kein Gluten enthält. Ebenfalls wird die Umsetzung gesetzlich vorgeschriebener Verringerungen der CO₂-Emissionen gerne als Eigenleistung des Unternehmens ausgegeben. Firmen treffen beim Greenwashing auch nicht immer unwahre Aussagen. Die grüne Botschaft ist wahr – allerdings soll diese dann oftmals vom eigentlich garnicht grünen Kerngeschäft ablenken. Somit ist es für den Konsumenten schwierig bis unmöglich, die Aussagen des Greenwashings zu überprüfen. Eines der größten Probleme für die Verbraucher ist auch, dass die Produktionsketten sowie Transportwege kaum noch nachvollziehbar sind.
Der einzige Weg zur Klimaneutralität
Der einzige Weg zur Klimaneutralität führt über nachhaltige und ehrliche Zertifikate oder eine echte Umstellung der Produktion. Entweder ein Unternehmen verringert also die CO₂-Emissionen in seiner Produktionskette, oder es investiert in CO₂-Zertifikate aus anerkannten Klimaschutzprojekten, deren Erlös wirklich in nachhaltige, zertifizierte Projekte fließt. In Bereichen, in denen CO2-Emissionen unvermeidbar sind und Reduktionsmaßnahmen nicht mehr greifen, bieten Zertifikate durchaus einen wirkungsvollen Beitrag gegen die Erderwärmung.
Standards zur Zertifizierung von CO2-Emissionsreduktionen sind beispielsweise Verra (Verified Carbon Standard) oder der Gold Standard. Hierbei handelt es sich um Non-Profit Organisationen, die in Zusammenarbeit mit Anbietern wie dem TÜV dafür sorgen, dass die zertifizierten Projekte wirklich nachhaltig sind. Diese Standards gewährleisten, dass Treibhausgasemissionen tatsächlich in der angestrebten Höhe reduziert und die zusätzlich kommunizierten sozialen Vorteile aus den Projekten auch in der Realität erzielt werden. Berechtigt zur Zertifizierung durch diese Organisationen sind ausschließlich Programme, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen. Darüber hinaus wird Wert darauf gelegt, dass zertifizierte Projekte nicht nur gut für die lokale Umwelt sind, sondern auch gleichzeitig positives für die ansässigen Bevölkerung bewirken. Einen guten Überblick über seriöse Kompensationnstandards gibt die Allianz für Entwicklung und Klima.
Was kann der einzelne tun?
Welchem Siegel ist zu vertrauen? Der Endverbraucher im Supermarkt sollte aufmerksam sein und bewusst einkaufen. Besonders Siegel, die es nur auf Produkten bestimmter Hersteller oder nur in bestimmten Läden gibt sollten misstrauisch machen. Eine hilfreiche und gute Übersicht über wirklich nachhaltige Labels und Zertifikate gibt beispielsweise die Seite des Umweltbundesamts.
Greenwashing ist nicht immer leicht zu erkennen – aber mit etwas Nachdenken auch vermeidbar.
Quellen:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/verkaufsschlager-klimaneutral-unternehmen-oefter-vor-gericht,SykEMET
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/foodwatch-negativpreis-101.html
https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/darum-ist-greenwashing-ein-problem/
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/greenwashing-weltrettung-als-profitables-geschaeft,SwGlqSY