Viele Treibhausgasemissionen lassen sich heute noch nicht vermeiden. Diese gilt es möglichst zu Kompensieren. Doch welche Arten von Kompensationsprojekten gibt es und was davon ist effektiv und nachhaltig? Kompensationsprojekte sollen nicht nur dem Klima zugute kommen, sondern auch einen Nutzen für die ansässige Bevölkerung bieten. Sinnvolle Kompensationsprojekte müssen zudem bestimmte Kriterien wie “Zusätzlichkeit” erfüllen. Dem Klima bringt es kaum etwas, wenn mit den Kompensationszahlungen Projekte finanziert werden, die auch ohne die Zahlung stattfinden würden. Wir haben daher einige Kompensationsmodelle unter die Lupe genommen.
Energiesparmodelle durch Effiziente Öfen, Solar- und Biogasanlagen
Kompensationsprojekte dieser Art finden vor allem in Ländern des globalen Südens statt, da dort ein niedrigeres Lohnniveau herrscht. Folglich ist es wesentlich günstiger als beispielsweise in Europa, eine Tonne CO2 auszugleichen. Zudem ist das Einsparpotential oftmals wesentlich höher, wie Projektbeispiele zu Energiespar-Modellen durch effiziente Öfen, Solar- und Biogasanlagen aufzeigen. Im ländlichen Raum von Afrika, Indien oder Lateinamerika wird traditionell bis heute oftmals noch auf offener Flamme gekocht. Auf sogenannten Drei-Steine-Herden wird das Essen auf offener Flamme mit Kohle und Feuerholz zubereitet. Dabei geht ein Großteil der Energie ungenutzt verloren. Es entsteht somit ein hoher CO2-Verbrauch durch den Holzverbrauch zum Kochen. Die Anschaffung modernerer Öfen hilft Holz und Energie zu sparen. Viele Projekte investieren daher in die Anschaffung energiesparender Öfen oder kleiner Biogas-Anlagen in Ländern wie Ruanda, Nigeria oder Äthiopien. Effiziente Öfe – das spart Brennstoff und das nicht zu gering. Etwa 80 bis 90 Prozent Einsparpotential können durch moderne Öfen oder Mini-Biogasanlagen, die organische Abfälle vergären erreicht werden.
Dem Jahresbericht von atmosfair von 2020 ist zu entnehmen, dass durch ihre Projekte mit Effizienten Öfen 2019 in den Ländern Nigeria, Indien, Kamerun, Lesotho, Ruanda und Äthiopien insgesamt eine Gesamteinsparung von 213.700 Tonnen CO2 stattfand.
Trotzdem ist es sehr schwierig zu beziffern wie viel CO2 tatsächlich eingespart wird. So sind es rein hypothetische Werte, mit denen hier gerechnet wird. Denn es wird damit kalkuliert, wie hoch die Emissionen gewesen wären, hätte es sein Kompensationsprojekte nicht gegeben. Das ist nur schwer zu ermitteln. Es drängt sich auch die Frage auf, wie angesichts eines steigenden Wirtschaftswachstums und fortschreitender Entwicklungen innerhalb dieser Länder das Kriterium der Zusätzlichkeit noch erfüllbar ist. Denn früher oder später werden die energiesparenden Öfen zum Standardmodell.
Aufforstungsprojekte
Wälder sind bedeutend für den Schutz unseres Klimas, da sie beachtliche Mengen an Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und speichern. So nimmt ein Hektar Buchenwald jährlich etwa 12 Tonnen CO₂ auf.
Aufforstungsprojekte sind jedoch vermehrt in die Kritik gekommen. Sind sie doch mitunter problematisch, da nur eine einmalige CO2-Bindung stattfindet. Wichtig ist hier auch ob tatsächlich mit einheimischen Arten aufgeforstet wird und danach ist es auch fraglich was mit dem Wald passiert. Und werden die Menschen vor Ort eingebunden? Denn eventuell ist es wenig Nachhaltig wenn ein Waldgebiet lediglich mit ökologisch minderwertigen Bäumen, welche nicht zum lokalen Ökosystem beitragen aufgeforstet wird und eine sofortige Wiederabholzung durch große Konzerne erfolgt. Dies kann nicht das Ziel eines sinnvollen Wiederaufforstungsplans sein. Weder entstehen so Lebens- und Rückzugsräume für gefährdete Arten, noch kommt es der ansässigen Bevölkerung zugute. Beim Goldstandard sind renaturierende Aufforstungsprojekte beispielsweise generell ausgeschlossen, da ein Baum zwar während des Wachstums der Atmosphäre CO2 entzieht, aber wenn er abstirbt dieses CO2 wieder abgibt. Auch haben Bäume eine relativ lange Wachstumsphase von mindestens zehn bis 20 Jahren. Es dauert einfach sehr lange bis er gewachsen ist und CO2 in erheblichen Mengen aufgenommen hat. Kunden dieser Projekte zahlen folglich für einen Wald, der erst noch aufgeforstet und jahrelang wachsen muss. Kommt es zu einem Problem, wie einem Waldbrand und der Baumbestand wird zerstört hat der Kunde die Kompensation längst Kommuniziert.
Renaturierung von Mooren
Neben Aufforstungsprojekten gibt es weitere Senkenprojekte, beispielsweise die Renaturierung von Mooren. Moore sind tatsächlich die größten und effektivsten Kohlenstoffspeicher der Erde. Weltweit sind nur etwa drei Prozent der Landfläche sind von Mooren bedeckt, trotzdem speichern sie doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Etwa 90 Prozent der Moorflächen Deutschlands wurden trockengelegt, zur Torfgewinnung und um sie für die Land- und Forstwirtschaft zu nutzen. Daher haben Niedersachsen, Mecklenburg, Brandenburg und Schleswig-Holstein angefangen zerstörte Moore wieder zu vernässen. Der Aufwand ist allerdings hoch, der Prozess langwierig und kostenintensiv – etwa 10.000 Euro pro Hektar. Die Probleme dieser Kompensationsmodelle sind zudem ähnlich wie bei der Wiederaufforstung. Bis ein Moor wieder völlig intakt ist, dauert es mehrere Jahrhunderte. Auch werden die meisten in frage kommenden Flächen landwirtschaftlich genutzt. Die tatsächliche CO2-Einsparung ist zudem nur schwer zu ermitteln. Als Kompensationsmodell sind sie daher kritisch zu betrachten.
Hanf zur CO2-Kompensation
Hanf nimmt viermal mehr Kohlenstoffdioxid auf als Bäume. Ein Hektar Hanf speichert dabei im durchschnitt 20 Tonnen CO2. Etwa die Hälfte des Kohlendioxids wird dabei langfristig durch Humusaufbau im Boden gespeichert. Hanf ist eine einjährige Pflanze mit einer sehr kurzen Vegetationszeit. Unter optimalen Klimabedingungen wächst er in vier Monaten zu einer Höhe von vier Metern heran. Aufgrund der kurzen Wachstumsperiode sind darauf basierende Kompensationsprojekte schnell realisierbar. Er dient als Zwischenfrucht – zur Bodenaufwertung, leistet wertvolle Beiträge zur renaturierung Kontaminierter Böden und wächst auch dort, wo andere Pflanzen nicht anbaubar sind. Zudem ist er wertvoll für viele Insekten wie Bienen. Die Kompensationsprojekte sind auf Grund der geringeren Umsetzungskosten nicht nur auf den globalen Süden beschränkt.
Es lässt sich anhand der Biomasse relativ exakt ermitteln wie viel CO2 gebunden wurde. Auch lässt sich bestimmen , was im Anschluss aus dem Rohstoff erzeugt wird. Somit kann sichergestellt werden, dass der Kohlenstoff auch langfristig gebunden wird. Die Verwertungsmöglichkeiten als Dämmstoff- Baustoff und Plastik schier unendlich. Problematische Stoffe auf Erdölbasis können so ersetzt werden. Wird Hanf als Alternative zu kohlenstoff basierten Rohstoffen genutzt, kann eine beträchtliche Menge CO2 gebunden und gespeichert werden. Kompensationsprojekte die auf Hanfanbau basieren können folglich wegen der herausragenden Eigenschaften der Hanfpflanze, einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Quellen:
https://www.atmosfair.de/de/ueber_uns/jahresberichte/
https://taz.de/Moore-als-Geschaeftsmodell/!142487/
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/moore-klimaschutz-101.html
https://eiha.org/wp-content/uploads/2020/09/Hanf-ein-wirklicher-gru%CC%88ner-Deal_DE.pdf